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Die Faszination für die Arbeit von Experten im Energiesektor teilen

29.01.2024

Energiewende, Klimakrise und Versorgungs­sicherheit sind aktuelle Themen von grosser gesell­schaftlicher Relevanz. Die Experten aus der Energie­branche sind da mittendrin. Von aussen bekomme ich immer wieder zu hören, dass sich das Rad des Fortschritts in unserer Branche langsam und träge dreht, aber das ist bei Weitem nicht der Fall. Sowohl etablierte Firmen und Netz­betreiber als auch junge Firmen treiben eine beein­druckende Zahl sehr innovativer Projekte und Entwicklungen voran und bereiten unser Stromnetz auf künftige Anforderungen vor. Ein Beispiel hierfür ist die Umrüstung von Freileitungen für einen parallelen Betrieb mit Wechsel- und Gleichspannung auf demselben Mast. Dies könnte die Über­tra­gungs­kapazität massiv erhöhen und potenzielle Neubauten vermeiden. Ein weiteres Beispiel ist die Verlegung von mehreren Hundert Kilometern von unterirdischen HVDC-Kabeln, um Windenergie von der Küste in weit entfernte Verbrauchs­zentren zu transportieren. Offshore-Windturbinen werden in Zukunft schwimmend gebaut, um auch Lagen in tiefen Gewässern erschliessen zu können. Die Anbindung erfolgt mit Starkstromkabeln, die den Kräften der Natur frei ausgesetzt sind und Jahrzehnte standhalten müssen. An unterirdischen Kabeln mit vollständig rezyklierbaren Isolierstoffen wird geforscht, und druckluftisolierte «Kabel» für die Strom­über­tragung werden gebaut und getestet.

Die Liste ist eigentlich noch viel länger. Aber so «banal» sich diese Beispiele für den Laien vielleicht anhören, allen ist gemein, dass sie erst durch diverse wissen­schaftliche und technische Inno­vationen möglich werden. Wünschen würde ich mir, dass diese Innovationen stärker in der Öffentlichkeit diskutiert würden, damit sich die kommende Generation für Ausbildungen und Studiengänge in diesen Bereichen entscheidet. Die Aufgaben sind sinnvoll, spannend und von gesellschaftlicher Relevanz. So könnten wir die Faszination für unsere Arbeit teilen, für die gesell­schaft­liche Akzeptanz von neuen Infra­struktur­projekten werben und gleichzeitig zu einer mittelfristigen Reduktion des Fach­kräfte­mangels beitragen.

Autor
Christian Franck

ist Professor für Hoch­span­nungs­technik an der ETH Zürich und Electro­suisse-Vorstands­mitglied.

  • ETH Zürich
    8092 Zürich

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